Vom 1.-3. November 2017 haben wir an der Norwegian Business School in Oslo ein Seminar gegeben, das einen Überblick über die bisherigen Resultate unserer Arbeit gab. Die 5 ersten Videos der dortigen Präsentationen sind jetzt online (Klick aufs Bild öffnet die Youtube-Playlist in einem neuen Tab):
Wie ihr ja wißt, besteht unsere Arbeit darin, die von Wolfgang Stützel entwickelte monetäre Makroökonomie explizit mit der vom römischen Recht herkommenden kontinentaleuropäischen Rechtstradition und dem neu entstehenden Forschungsfeld des Legal Institutionalism zu verbinden, und so auch dem englischsprachigen Raum und damit auch einer gesamteuropäischen Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Wir hatten dafür den Entwickler und führenden Vertreter des Legal Institutionalism, Prof. Geoffrey Hodgson (University of Hertfortshire), Gründer des World Interdisciplinary Network for Institutional Research WINIR und Autor des Buchs „Conceptualizing Capitalism“, und den in Deutschland führenden Experten für Wolfgang Stützels Werk, Prof. Johannes Schmidt (Karlsruhe) eingeladen, um beide Forschungsfelder auch personell in Verbindung zu bringen. Wolfgang Stützel selbst hatte seine Arbeit auf den Legal Institutionalism von John R. Commons („Legal Foundations of Capitalism“) aufgebaut und hat sich an der Universität des Saarlands, wo er von 1958-1987 lehrte, sehr für eine enge Zusammenarbeit der juristischen, betriebswirtschaftlichen und volkswirtschaftlichen Fakultäten eingesetzt. Wir halten das für ebenso wichtig und wollen seine Arbeit in diesem Sinne fortsetzen und bekannt machen.
Das Seminar bietet die erste englischsprachige Darstellung von Wolfgang Stützels saldenmechanisch fundierter Konjunkturtheorie, deren erster Teil von Thomas Weiss, deren zweiter Teil von Prof. Johannes Schmidt dargestellt wird. Sie bietet einen übergreifenden, generellen Rahmen, in den sich bestehende Konjunkturtheorien sowohl neoklassischer als auch keynesianischer und postkeynesianischer Herkunft als Sonderfälle integrieren und einsortieren lassen, wie Johannes Schmidt darstellt. Stützels Werk stellt daher – wie auch 1936 von Keynes beabsichtigt – eine General Theory dar, die die orthodoxe klassische und neoklassische Theorie nicht verwirft, sondern als Sonderfälle integriert. Das war von Stützel selbst auch explizit so intendiert und durchgeführt. In seiner Dissertation, „Preis, Wert und Macht“, die er 1952 im Alter von 27 Jahren in Tübingen verfaßt hat, beschrieb er seine generelle Methode so:
„Alle diese kritischen Interpretationsergebnisse haben wir mit der von uns überall bevorzugten Methode erarbeitet: Zunächst eine allgemeine Grundtheorie zu entwerfen, von der aus sich die erörterten Lehrmeinungen als Speziallösungen des allgemeine Problems unter (häufig) stillschweigender Voraussetzung spezifischer (nicht notwendiger) Bedingungen aufzeigen lassen.
Hierin liegt ein Hauptergebnis: Hat sich unser eigener Ansatz (insbesondere unsere Fundamentalregel) in solcher Weise bewährt, befindet er sich also nicht etwa in Widerspruch zu den dargestellten Lehrmeinungen, sondern bildet er ein allgemeines Grundschema, innerhalb dessen auch die dargestellten Lehrmeinungen ihr Recht, ihre Würdigung, aber auch ihre Begrenzung finden können – dann können wir uns für unsere weitere Analyse getrost dem allgemeinen Grundschema anvertrauen: Die mit Hilfe dieses Grundschemas erarbeiteten Ergebnisse können dann von diesen spezielleren [werttheoretischen] Problemlösungen aus nicht mehr angegriffen werden.“ (Wolfgang Stützel 1952: Preis, Wert und Macht: Analytische Theorie des Verhältnisses der Wirtschaft zum Staat. Aalen: Scientia Verlag 1972, S. 132)
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Materialien dazu (Papers, Präsentationsfolien) hier.