Akademie für Neue Europäische Politische Ökonomie
Im 19. Jahrhundert wurde die „Politische Ökonomie“ durch (neoklassische) „Ökonomik“ ersetzt. Die neoklassischen Ökonomen um Léon Walras wollten die „Physiker der Gesellschaft“ sein. Man wollte „wissenschaftlich“ oder „mathematisch“ exakt sein und eine Theorie entwerfen, die für alle Menschen zu allen Zeiten gilt – keine Theorie einer historisch spezifischen, europäischen Gesellschaftsform. Nicht mehr das „sozialwissenschaftlich Ungefähre“ und historisch spezifische der politischen Ökonomie. So exakt wie die newtonsche Physik sollte die Ökonomik sein. Die newtonsche Physik war hochmodern im 19. Jahrhundert. Heute ist sie es genau so wenig wie es die neoklassische Öknonomik ist.
Es ist an der Zeit, dass Ökonomik wieder politisch wird und systematisch die Geschichte des Westens und den systematischen Kulturvergleich mit außereuropäischen Kulturen und vorstaatlichen Stammesgemeinschaften einbezieht. Eine der größten gegenwärtigen Herausforderungen, nämlich die „Armut der Entwicklungsländer“, lässt sich ohne diesen Perspektivenwechsel nicht sinnvoll angehen. Die politische Ökonomie des 21. Jahrhundert heißt „political economics“.
Das was heute „Kapitalismus“ oder „Marktwirtschaft“ genannt wird hat sehr tief gehende Wurzeln in europäischem – genauer: griechisch-römischem – Denken, speziell im römischen Recht. Die Neue Politische Ökonomie des 21. Jahrhunderts heißt deshalb richtig: „New European Political Economics“. Das was „Eurokrise“ genannt wird basiert zu großen Teilen auch darauf, dass diese kulturell und historisch relativen, spezifisch „europäischen“ Wurzeln nicht im Blick der bisherigen Ökonomik sind, sondern durch den ideologisch verständlichen, aber empirisch falschen Universalismus des Naturrechts („Menschenrechte“) und der neoklassischen Ökonomie vernebelt werden.
Deshalb halten wir es für sinnvoll das „europäische“ direkt in den Namen dieser Forschungsrichtung aufzunehmen und beziehen uns systematisch nicht nur auf römisches Recht, sondern auch auf rechtsethnologische und rechtsvergleichende Standardwerke, um die historische, kulturelle und geographische Spezifik der europäischen Zivilisation klar herauszuarbeiten. Dem naturrechtlich fundierten Menschenbild des 19. Jahrhunderts und dem „homo oeconomicus“ der Neoklassik stellen wir dabei ein in vergleichender empirischer Forschung gewonnenes, realistischeres Menschenbild entgegen, das auf Ergebnissen der evolutionären Anthropologie und der Kultur- und Sozialanthropologie beruht (siehe hier).
Diese dezidiert transdisziplinäre Ansatz lädt Vertreter der Diszplinen Recht, Buchhaltung, BWL, VWL, Politikwissenschaft, Ethnologie und Geschichte ein, über die Tellerränder ihrer Fachdisziplinen hinauszuschauen und aus defokussierter Perspektive klar zu sehen, welche europäischen Grundideen es sind, die all diese sozialwissenschaftlichen Fachdisziplinen im innersten zusammenhalten; er richtet sich aber auch und vor allem an die Bürger Europas, die den grundlegenden Zusammenhängen und Beziehungsmustern ihrer eigenen Zivilisation auf die Spur zu kommen, um diese besser verstehen und gezielter und realistischer mitgestalten zu können.
Die Neue Europäische Politische Ökonomie (New European Political Economics) zielt dabei auch darauf, die Krise der Eurozone und der EU so tiefgehend zu analysieren, dass daraus konkrete politische Handlungsanweisungen entstehen können.
Die Akademie für neue europäische politische Ökonomie (ANEP economics e.V.) ist die Heimat dieser neuen Art des polit-ökonomischen Denkens.
Ein Überblick über den generellen Rahmen, den wir für ein zureichendes Verständnis von westlicher Zivilisation und modernem „Kapitalismus“ für unverzichtbar halten und der auf den spezifisch europäischen Erfindungen des römischen Rechts, der doppelten Buchhaltung, der gesamtwirtschaftlichen Vermögensrechnung und dem Werk des deutschen Ökonomen Wolfgang Stützel (mehr zu ihm hier und ultrakurz hier) beruht, findet sich in der Video-Dokumentation unseres Einführungsseminars:
Teil 1: Legal Foundations of Western Civilization
Teil 2: Accounting, Money & Banking in Terms of Law
Teil 3: Theory of Business Cycles I
Teil 4: Theory of Business Cycles II
Teil 5: Conceptualizing Capitalism: Legal Institutionalism
Einen kurzen Ein- und Überblick in deutscher Sprache gibt es auch hier.