Die Akademie für Neue Europäische Politische Ökonomie ist ein eingetragener Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, zu einer Erneuerung der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften beizutragen, mit deren Leistungen wir als Bürger in verschiedener Hinsicht unzufrieden sind. Nach der globalen Finanzkrise von 2008 wurde nach der Weltwirtschaftskrise von 1929ff zum zweiten Mal offenbar, daß die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften keine ausreichend scharfen begrifflichen Werkzeuge bereitstellen, mit denen die gegenwärtige Situation Europas und der westlichen Zivilisation insgesamt in ihren wichtigsten Grundzügen zureichend analysierbar wären. Wie schon in dern 30er Jahren ist die Krise der Demokratie und das Entstehen neuer populistischer Parteien Ausdruck dieser analytischen Ratlosigkeit.
Nach der Finanzkrise von 2008 haben daher heterodoxe Wirtschaftstheorien wieder mehr Aufmerksamkeit erhalten, erkennbar auch an der Gründung von Institutionen wie INET oder der Internationalen Initiative für Pluralismus in den Wirtschaftswissenschaften. Wir haben ANEP Economics 2016 als besorgte Bürger gegründet, um zum öffentlichen Prozess der Suche nach und der Entwicklung von besseren analytischen Werkzeugen beizutragen.
Unser wichtigstes Ziel bestand dabei bisher zunächst im Selbststudium grundlegender, die westliche Zivilisation definierende Institutionen und Praktiken, transdisziplinärem Modellbau und in der Kommunikation der Ergebnisse dieses Prozesses in den wissenschaftlichen Diskurs über Konferenzen, die die Suche nach einem neuen sozialwissenschaftlichen Paradigma zum Thema hatten (siehe unsere Konferenzbeiträge hier).
Eine der wichtigsten bisher erarbeiteten Grundeinsichten besteht darin, daß wir – wenn wir die westliche Zivilisation („Kapitalismus“) von Grund auf verstehen wollen – ihre grundlegenden, historisch spezifischen Rechtsinstitutionen (Privatrecht, Öffentliches Recht, Verfassungsrecht) verstehen und diese über einzel- und gesamtwirtschaftliche doppelte Buchhaltung mit einem makroökoomischen Kreislaufmodell einer geschlossenen Wirtschaft verbinden müssen, in dem intentional handelnde Akteure beim Verfolgen ihrer privaten Ziele manchmal diesen direkt entgegengesetzte gesamtwirtschaftliche Ergebnisse erzielen (Mikro-Makro-Paradoxa) – für einen Kurzüberblick siehe hier: (deutsch, englisch).
Wir knüpfen dabei an ähnliche, schon bestehende Ansätze an, Recht und Ökonomie systematisch zu verbinden: unter unseren Einflüssen finden sich Sir Henry Dunning MacLeod ebenso wie der amerikanische Institutionalist John R. Commons, die deutsche sozialrechtliche Schule (Stammler, Diehl, Berolzheimer, Kaulla …), das neu entstehende Feld des Legal Institutionalism, die „Balance Sheet Economics“ der japanischen Ökonomen Tsujimura & Tsujimura, und vor allem die Arbeiten des deutschen Ökonomen Wolfgang Stützel. Daneben knüpfen wir vor allem an die postkeynesianische Tradition einer „monetary theory of production“ an – u.a. an Modern Monetary Theory (Randall Wray), Eigentumsökonomik (G. Heinsohn & O. Steiger), Stock Flow Consistent Modelling (W. Godley & M. Lavoie) und „Money View“ (Perry Mehrling).
Wir haben auch vor, breiter in den öffentlichen Diskurs einzugreifen, sobald wir uns dazu bereit fühlen.
Jeder, der daran interessiert ist, zu unserem Projekt beizutragen oder es passiv als Mitglied oder Fördermitglied zu unterstützen, ist als Vereinsmitglied willkommen: einfach eine Mail an carsten.boettcher[at]anep-economics[dot]org schicken, dann bekommt ihr einen Mitgliedsantrag zugeschickt.
Thomas Weiss studierte Mathematik und Physik an der Technischen Universtität München und promovierte 2016 über interagierende stochastische Prozesse. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit begann er früh aus persönlichem Interesse und politischer Besorgnis, sich in das breite und vielfältige Feld heterodoxer Makrokonomie zu vertiefen. Er konzentrierte sich vor allem auf monetäre Ökonomie, einschließlich der Arbeiten von Hyman P. Minsky, Perry Mehrling, Wolfgang Stützel und anderen. Diese Privatstudien unternahm er im Rahmen des Netzwerks Plurale Ökonomik, der Young Scholar’s Initiative des Institute for New Economic Thinking INET, und durch politische Arbeit bei der AG Geldordnung und Finanzpolitik der Piratenpartei, bis er 2016 Mitgründer von ANEP Economics wurde. Von 2016 bis 2017 arbeitete er als finanzmathematischer Berater in der Finanzindustrie in Frankfurt am Main. Thomas präsentierte im Herbst 2016 unsere explizit rechtsfundierte Version von Wolfgang Stützels Saldenmechanik beim Plenum „Piecing together a New Paradigm“ der INET Young Scholar’s Initiative an der Central European University in Budapest, Ungarn (hier das Video, die Präsentation und das Paper dazu), sowie im Herbst 2017 Teil 1 von Wolfgang Stützels Konjunkturtheorie auf dem WINIR Symposium „Institutions and Open Societies“ in Utrecht (Präsentation hier), und bei unserem Einführungsseminar in unseren Ansatz einer Neue Europäische Politische Ökonomie an der BI Norwegian Business School (hier das Video und die Präsentation dazu).
Thomas ist erreichbar unter Thomas.Weiss[at]anep-economics[dot]org.
Nicolas Hofer studierte Wirtschaftsinformatik mit einem Schwerpunkt auf Geld und Finanzen an der Universität Mannheim. Seine Diplomarbeit über Kryptowährungen wurde 2014 von der Universität Mannheim veröffentlicht. Er arbeitete seither als Wirtschaftsberater im Unternehmensbereich (Sanonson, Wien) und als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Johannes Kepler Universität Linz. Sein heutiger Fokus liegt auf der Entwicklung einer „Neuen Europäischen Politischen Ökonomie“, da er überzeugt davon ist, daß ein neues Paradigma für monetäre Makroökonomie für eine zureichende Analyse der Situation der Eurozone, der EU und der Weltwirtschaft dringend gebraucht wird. Zusammen mit Wolfgang Theil präsentierte er einen Teil seiner Arbeit daran erstmals auf dem WINIR Symposium „Property Rights“ an der Universität Bristol, UK im April 2016 (siehe das Video, die Präsentation und das Paper dazu). Weitere rechtsinstitutionalistische, rechtsvergleichende und rechtsethnologische Bausteine des staatstheoretischen Teils der Neuen Europäischen Politischen Ökonomie präsentierte er auf dem WINIR Symposium „Institutions and Open Societies“ unter dem Titel “Freedom, the Law and the State: A Comparative and Historical Analysis of Three Core Institutions of Open Societies, with a Short View to the Future of European Integration” (siehe die Präsentation und das Paper dazu). Unseren Ansatz der Konzeptualisierung von betriebs- und volkswirtschaftlicher Buchhaltung, Geld- und Kredittheorie präsentierte Nicolas auf unserem Einführungsseminar in unseren Ansatz an der BI Norwegian Business School in Oslo (siehe die Präsentation und das Video dazu).
Nicolas ist erreichbar unter Nicolas.Hofer[at]anep-economics[dot]org.
Matthias Garscha ist der Historiker in unserem Team. Er studierte Betriebswirtschaft in Worms und arbeitete selbständig in der Telekommunikationsindustrie. Als ein langjähriger, versierter und vielbelesener Amateurhistoriker bringt er sein breites, detailliertes Wissen zur Geschichte Europas und zur Globalgeschichte ein und liefert so wesentliche Impulse und Korrekturen für den historisch vergleichenden Aspekt des ANEP-Forschungsprogramms. Dies beinhaltet – im Hinblick auf ein besseres Verständnis der Geschichte, des gegenwärtigen Zustands und möglicher Zukünfte der EU und der Eurozone – einen historisch vergleichenden Blick auf die Formierung von Staaten und von Bundesstaaten aus Staatenbünden, die historischen Ursprünge und Entwicklung des Staats- und Vertragsrechts, die historischen Ursprünge und Entwicklung von Geld, Kredit und Banken, die Geschichte der klassischen griechisch-römischen Antike samt ihrer Tranformation zum mittelalterlichen Feudalismus, und die Geschichte Europas und der Welt im 19. und 20. Jahrhundert, mit einem speziellen Fokus auf den Aufstieg und Niedergang der USA als Hegemonialmacht und das internationale Finanzsystem. Vor der Gründung von ANEP Economics war Matthias Mitglied der AG Geldordnung und Finanzpolitik der Piratenpartei und führte dort eine Reihe von Interviews mit prominenten Experten fürs Finanzsystem: siehe seine Interviews mit Richard Werner (hier), Michael Kumhof (hier), Prof. Joseph Huber (hier), Prof. Peter Bofinger und dem Geschäftsführer des ESM Klaus Regling (hier) und Helge Peukert (hier). Sein Interview mit Heiner Flassbeck kann hier angehört werden.
Matthias ist erreichtbar unter Matthias.Garscha[at]anep-economics[dot]org.
Andreas Tittert ist Konferenzdolmetscher und wohnt in München. Seine Adresse dient als Sitz der juristischen Person „ANEP Economics e.V.“. Andreas studierte Übersetzung für Englisch, Französisch und Deutsch am Sprachen- und Dolmetscherinstitut München und machte seinen Masters Degree an der University of Salford in England. Er arbeitete als freiberuflicher Übersetzer und Berater in der Sprachenindustrie und hat aufgrund dieser Erfahrung einen Blick auf die Ökonomie aus der Perspektive verschiedener Sprachen und Philosophien geworfen. Er bereichert unser Verständnis von Wirtschaft und westlicher Zivilisation, indem er uns bei den linguistischen und semantischen Details unseres transdisziplinären und transkulturellen Forschungsprogramms unterstützt und berät. Bevor er ANEP Economics mitbegründete, war Andreas einer der Koordinatoren der AG Geldordnung und und Finanzpolitik der Piratenpartei und hat dort verschiedene Interviews mit verschiedenen Experten zu Geld und Finanzen geführt, wie zum Beispiel Prof. Christian Felber (siehe hier).
Andreas ist erreichbar unter Andreas.Tittert[at]anep-economics[dot]org.